"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Geboren wurde Lenz am 12. Januar (nach dem neuen russischen Kalender am 23. Januar) 1751 in dem kleinen livländischen Ort Seßwegen (Casvaine). Wenige Tage nach der Geburt taufte man ihn auf den Namen Jakob Michael Reinhold Lenz (im Kirchenbuch steht Jocob Michael Reinhold). Der Vater selbst spricht den Segen: "Heiland, bewahre dem Knaben was Du ihm in der Taufe geschenkt hast und so ers verliert, so suche ihn wieder...". Er ist das vierte Kind des Pfarrers Christian David Lenz und seiner Frau Dorothea.

Früh schon bemerkte der Vater die Wissbegierde, das schnelle Auffassungsvermögen seines Sohnes. Äußerlich wirkte Jakob eher zierlich. Die ländliche Idylle, aber auch das harte Leben der livländischen Bauern formten seine erste acht Lebensjahre. Geprägt wurde Jakob nicht zuletzt durch die strenge Erziehung des Vaters und dessen Predigten. Für die Ausbildung seiner Kinder stellte der Vater einen Hauslehrer ein.

Im Frühjahr 1759 entschloß sich Christian David Lenz, eine Stelle als Stadtpfarrer in Dorpat anzunehmen. Die St. Johanniskirche wurde nun zum Ort seiner Predigten.

Jakob, so sein Rufname, besuchte vermutlich die Lateinschule der Stadt. Sein besonderes Interesse galt der Tischrunde im väterlichen Hause. Um F. C. Gadebusch, den bekannten livländischen Geschichtsschreiber und Juristen und den Dichter T. Oldekop bildete sich in Dorpat ein Kreis, der dem Rigaer Gelehrtenkreis um Hamann und Herder vergleichbar ist.

"Ich habe einen Vater, der Pietist ist, er ist der trefflichste Mann unter der Sonne.", schrieb Lenz 1776 an F. Simon. Der Vater verkraftet es nie, daß sein liebster Sohn sich später von seiner pietistischen Gedankenwelt lossagte. Und dennoch hat Jakob Lenz bis zuletzt immer zu seinem Vater aufgeschaut, wie in der kleinen Kirche in Seßwegen, als dieser von der Kanzel predigte.

Die Freunde des Vaters, vor allem Gadebusch und Oldekop, machten es möglich, daß das Gedicht "Der Versöhnungstod Jesu Christi" des erst fünfzehnjährigen Lenz im "Rigischen Anzeiger" gedruckt werden konnte.
 


Die Schrift "Über die Zufriedenheit", Gedichte wie "Vertrauen auf Gott" zeugen vom Talent des jungen Lenz. Bereits die gewählten Stoffe zeigen, wie stark der väterliche Einfluß war.

Der Brand in Dorpat 1763 sowie der Besuch der Zarin Katharina II. 1764, die sich in seiner Heimatstadt für die Befestigungsanlagen interessierte, gehörten zu den prägenden Eindrücken jener Jahre. Sie wurden literarisch mehrfach von Lenz gestaltet.


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