Nach dem Fehlschlag in Riga wollte Lenz sein Glück in St. Petersburg versuchen. Doch weder konnte er als Lehrer beim Kadettenkorps noch als Bibliothekar am Hof des Großfürsten Paul Fuß fassen. Er nahm verschiedene Hofmeisterstellen an.
Lenz setzte ab 1781 seine Hoffnung auf Moskau, hier konnte er beim Historiker Friedrich Müller die ersten Jahre in Moskau leben, die russische Sprache lernen und nahm die Arbeit z.B. an der "Catharina von Siena" wieder auf. Nach Müllers Tod verdingt sich Lenz als Erzieher an Privatschulen und widmet sich allerhand pädagogischen und patriotischen Projekten. Lenz lernte so gut Russisch, daß er ein russisches Standardwerk, "Übersicht des Russischen Reichs nach seiner gegenwärtigen neu eingerichteten Verfassung aufgesetzt von Sergei Pleschtschejew", übersetzte. Es erschien in Leipzig bei Breitkopf und 1787 auch in Moskau. Folgend seiner Absicht, die Verhältnisse des russischen Riesenreiches den Deutschen bekannt zu machen, folgten Übersetzungen weiterer vielbändiger Werke. Seine Krankheit verschlimmerte sich mehr und mehr. Seine vielen Projekte erschienen lächerlich oder wurden zur fixen Idee, etwa der Plan, in Dorpat eine livländische Universität zu gründen. Lenz lebte schließlich von Almosen seiner adligen Gönner. Am frühen Morgen des 4. Juni 1792 (nach russ. Kalender 24. Mai) wurde er tot auf einer Moskauer Straße gefunden. Sein Grab ist unbekannt. |
In dieser Dunkelheit der Trennungen von Freunden...
Lenz an Dingelstedt, Moskau 1787
Moskau, den 24. May. Heute starb allhier Jac. Mich.
Reinh. Lenz der Verfasser des Hofmeisters, des neuen Menoza etc. von wenigen
betrauert, und von keinem vermißt. Dieser unglückliche Gelehrte,
den in der Mitte der schönsten Geisteslaufbahn eine Gemüthskrankheit
aufhielt, die seine Kraft lähmte, und den Flug seines Genies hemmte,
oder demselben wenigstens eine unordentliche Richtung gab, verlebte den
besten Theil seines Lebens in nutzloser Geschäftigkeit, ohne eigentliche
Bestimmung. - Von allen verkannt - gegen Mangel und Dürftigkeit kämpfend,
entfernt von allem, was ihm theuer war, verlohr er doch nimmer das Gefühl
seines Werthes; sein Stolz wurde durch unzählige Demüthigungen
noch mehr gereizt, und artete endlich in jenen Troz aus, der gewöhnlich
der Gefährte der edlen Armuth ist. Er lebte von Allmosen, aber er
nahm nicht von jedem Wohlthaten an - und wurde beleidigt, wenn man ihm
ungefordert Geld oder Unterstützung anbot, da doch seine Gestalt
und sein ganzes Aeussere die dringendste Auffoderung zur Wohlthätigkeit
waren. eine genauere Schilderung seiner letzten Lebensjahre müßte
äusserst interessant in psychologischer und moralischer Hinsicht
seyn - und der Concipient dieser Nachricht wird vielleicht...
Intelligenzblatt der Allgem. Literatur-Zeitung
Numero 99. Sonnabends den 18ten August 1792. |
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