"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Kindheit in Dorpat, Studium in Königsberg 1751-1771
  • J.M.R. Lenz wurde am 23.1.1751 in Seßwegen in Livland geboren. Sein Vater, Christian David Lenz, hatte 1742 nach seinem Studium in Halle eine Pfarrstelle in der russischen Provinz angenommen. Er heiratete dort die Pfarrerstochter Dorothea Neoknapp, die acht Kinder zur Welt brachte. 1749 übernahm Vater Lenz die Pfarre in Seßwegen. 1758 wurde er Oberpastor in Dorpat. Als Dorpater Schüler begann Lenz seine ersten Gedichte und Dramen zu schreiben. 1769 erschien in Königsberg das Versepos "Die Landplagen". Die ersten dichterischen Versuche von Lenz stehen unter dem Einfluß der pietistischen Anschauungen des Vaters.
  • Im Herbst 1768 ging Lenz zum Theologiestudium nach Königsberg. Er beschäftigte sich aber mehr mit neuerer deutscher Literatur und besuchte die Vorlesungen Kants über Moral und Metaphysik.
Straßburg: literarischer Durchbruch 1771-1776
  • 1771 kam Lenz mit den Brüdern von Kleist in Straßburg an. Als deren Bediensteter mußte er ihnen in verschiedene Garnisonen folgen.
  • Frühling 1772 nach Fort Louis (Militärstützpunkt auf einer Rheininsel bei Sesenheim), ab September über Weissenberg nach Landau;
  • Im Herbst 1774 gab Lenz den Dienst bei den Kleists auf und verdiente seinen Unterhalt mühsam durch Unterricht in deutscher Sprache, Geschichte und Militärwesen. Goethe lernte Lenz im Kreis um den Aktuarius J.D. Salzmann kennen.
  • Mit Goehte zusammen Besuche in Sesenheim bei Friederike Brion;
  • In dieser Zeit Emanzipationsprozeß, allmähliche Loslösung von den Normen des Elternhauses;
  • Wichtige Anregungen durch Herders Schriften;
  • Bedeutender Wirkungskreis für Lenz ist die Straßburger "Deutsche Gesellschaft".
  • Die Straßburger Jahre sind Lenz' produktivste Phase: mit seinen Dramen, Erzählungen, Gedichten, theologischen und moralphilosphischen Schriften machte er sich einen Namen. Es erschienen seine wesentlichten Dramen "Der Hofmeister", "Die Soldaten", "Der neue Menoza" u.a.
Am Weimarer Musenhof 1776
  • Lenz macht den Versuch, den Herzog für seine militärischen Pläne zu gewinnen. Hoffnung auf eine Anstellung als Offizier;
  • Ab Ende Juni 1776 in Berka;
  • Im September und Oktober 1776 als Englischlehrer der Frau von Stein in Kochberg;
  • Goethes Eintragung in sein Tagebuch am 26.11.1776: "Lenzens Eseley";
  • Ausweisung aus Weimar am 1.12.1776
  Zuflucht in Emmendingen und in der Schweiz 1777-1779
  • Lenz fand im Dezember 1776 bei Goehtes Schwester Cornelia und ihrem Mann Johann Georg Schlosser in Emmendingen freundliche Aufnahme.
  • Von Emmendingen aus unternimmt Lenz Reisen: im Januar nach Straßburg und Colmar.
  • Im März reiste er nach Basel zu Jakob und Gertrud Sarasin.
  • Teilnahme an der Tagung der "Helvetischen Gesellschaft". In Schinznach zusammen mit Lavater, Pfeffel, Füßli, Iselin;
  • Ab Mai 1777 fand Lenz Aufnahme bei Lavater in Zürich, von hier aus unternahm er mehrere Reisen durch die Schweiz.
  • Nachricht von Cornelia Schlossers Tod, Lenz zog es im Juni 1777 wieder nach Emmendingen;
  • Baron Hohenthal lud Lenz zu einer Reise ein, deren Ziel Italien sein sollte. Die Reise kam nicht zustande.
  • Über Bern gelangt Lenz nach Zürich zu Lavater.
  • Pläne zur Errichtung einer "Frauenzimmer-Schule" erarbeitet;
  • Ende 1778 in Zürich bei Lavater; dann bei Christoph Kaufmann in Winterthur; schwere Erkrankung;
  • Januar/Februar 1778 in Waldersbach bei Pfarrer Oberlin, schizophrene Schübe;
Letzte Station in Rußland 1779-1792
  • Bewerbung um die Rektorstelle an der Domschule zu Riga scheitert, da Herder es ablehnt, eine Empfehlung zu senden;
  • Vergebliche Versuche, in Petersburg eine Anstellung zu finden;
  • September/November 1780 Annahme einer Hofmeisterstelle in Livland auf dem Landgut Aya bei dem Baron von Liphard;
  • Plötzliche Flucht von Landgut; wahrscheinlicher Grund ist Lenz' unglückliche Liebe zu Julie Albedyll;
  • März bis Sommer 1781 erneute Pläne, in Petersburg eine Stelle zu bekommen;
  • Im Spätsommer 1781 ging Lenz nach Moskau und fand Aufnahme im Hause des Historikers G.F. Müller bis zu dessen Tode im Oktober 1783.
  • Enge Verbindung zu den Moskauer Freimaurern;
  • Lenz plant die Errichtung einer literarischen Gesellschaft in Moskau.
  • Freundschaft mit Karamsin, der in seinen "Briefen eines russischen Reisenden" Lenz' gedachte;
  • 1787 erscheint Lenz' Übersetzung von Pleschtschejews Werk "Übersicht des russichen Reiches" in deutscher Sprache.
  • Lenz lebte von Almosen adliger Gönner und erhielt kaum Unterstützung von der eigenen Familie.
  • Am 4. Juni 1792 fand man Lenz tot auf dem Moskauer Straßenpflaster.
  • Sein Grab ist nicht bekannt.


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