"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

In Berka findet Lenz zur Ruhe zurück und kann seinem Drang nach künsterlischem Schaffen freien Lauf lassen. An Zimmermann schreibt er: "Ich finde einen unaussprechlichen Reiz an der Einsamkeit, sie allein befriedigt alle meine Bedürfnisse..."

Es entstehen u.a. das Stück "Henriette von Waldeck", der Briefroman "Der Waldbruder", das Dramolett "Tantalus". Lenz arbeitet an den "Soldaten" weiter. Dem in Berka geschriebenem Briefroman "Der Waldbruder" wurde in der Literaturwissenschaft lange Zeit keine besondere Beachtung geschenkt, und wenn, so hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt einer künstlerischen Autobiographie des Autors. Die Hauptfigur Herz wurde einschichtig mit Lenz und Herzens Freund Rothe mit Goethe gleichgesetzt, was den künstlerischen Inhalt des Stückes in den Hintergrund treten ließ. Die klangähnlichen und gleichauslautenden Namen sowie die Ähnlichkeit von Herzens Lebensweg mit dem Lenzens liefern natürlich Ansätze für eine biographische Interpretation des Werkes und sind nicht von der Hand zu weisen. Lenz läßt seinen Helden Herz aus Russland stammen und nach Frankreich gehen. Details seiner Biographie stimmen mit denen im "Waldbruder" überein, so Lenzens Verehrung für die Adelige Henriette von Waldner, die Art des Kennenlernens durch ihre Briefe an Lenzens Straßburger Wirtin Luise König und der Streit mit Lavater um ihre Silhouette.

Leider hat die Überbewertung der biographischen Bezüge oft den Blick für die künstlerische Gestaltung dieser Prosa und deren thematische Vielfalt verdeckt.


Lenz' Notizzettel, Berka, Sommer 1776
 
Berka, Stich aus dem 18. Jahrhundert

Haupterwerbszweige in Berka waren bis zur Badgründung im Jahre 1813 vorwiegend Viehzucht, Holzflößerei (Brennholz für die Residenzstadt Weimar) und Steinmetzerei.
Im April 1816 fielen große Teile Berkas einem Brand zum Opfer. Der Bauzustand des Jahres 1776, dem Jahr des Lenz-Aufenthalts, wurde dadurch in einigen Teilen zerstört.
Gestützt auf die in Berka entstandene "Waldbruder"-Erzählung gaben einige Lenz-Forscher eine Waldhütte als Aufenthaltsort des Dichters an. Diese Hypothese wird durch einen Notizzettel Lenz' in Frage gestellt. Lenz dürfte eher im Kammergut gewohnt haben.

Goehte sagen lassen
d.[urch] Phil.[ipp] er soll doch überley
Geld etwas schicken
für Wirth in [im?] Gasthof &
Wirthin
Lenz hatte die Angewohnheit, sich Merkzettel zu schreiben: Text der Abb. links


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