"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Des Dichters Umgang mit seinen Verlegern zeigt uns den "ganzen" Lenz in seiner Produktivität, seinem Anspruch, seiner Hektik, seiner Widersprüchlickeit. Lenz war ein Frühstarter, der schon mit 15 Jahren - noch vom Vater unterstützt - das Gedicht "Der Versöhnungstod Jesu Christi" veröffentlichte. In seinem Studienort Königsberg ließ der Achtzehnjährige die "Landplagen, ein Gedicht in sechs Büchern" drucken.

Einen einzigartigen Durchbruch erbrachte das Jahr 1774, als durch Goethes Vermittlung bei Weygand in Leipzig gleich drei Bücher erschienen: "Der Hofmeister", "Der neue Menoza", sowie die "Anmerkungen übers Theater". Dazu gesellte sich - ohne Verlagsangabe - der Band "Lustspiele nach dem Plautus fürs deutsche Theater". Es folgten u.a.:
"Meinungen eines Layen dem Geistlichen zugeeignet" (Weygand, Leipzig 1775)
"Die Soldaten" (Weidmanns Erben und Reich, Leipzig 1776)
"Der Engländer" (Ebenda, 1777)
"Lenzens Flüchtige Aufsätze" (hrsg. v. Kayser, Zürich, Winterthur 1776)
"Die Freunde machen den Philosphen" (Meyersche Buchhandlung, Lemgo 1776)

Auch wenn die meisten der Bücher anonym erschienen bzw. - wie im Falle des "Hofmeisters" - als Werk Goethes aufgenommen wurden, setzte sich der Autorenname Lenz schnell durch, so daß der Dichter bereits 1774 den Versuch wagte, freiberuflich zu arbeiten.

Die Veröffentlichungsliste zeigt, daß Jakob Lenz vor allem als dramatischer Dichter bei Verlegern auf Interesse stieß, ohne jedoch auf dem zeitgenössischen Theater zur Wirkung zu kommen.

Kein zeitgenössischer Literat hat sich so intensiv um Lenz bemüht wie Heinrich Christian Boie, der als Vermittler, berühmter Briefeschreiber und Herausgeber des (gleichfalls in Leipzig editierten) "Deutschen Museums" in die Literaturgeschichte einging. Boie hat sich für die Lyrik Lenzens, vor allem aber für die Prosatexte "Zerbin" und "Der Landprediger" interessiert und diese breiten Kreisen bekannt gemacht. Kaum einem deutschen Herausgeber hat Lenz einen solchen Ärger bereitet wie Boie. Der ehemalige Jenaer Student hatte Lenzens Wieland-Polemik "Die Wolken" zunächst unter großem Aufwand zum Druck befördert, um dann für deren vollständige Verbrennung sorgen zu dürfen. Auch wenn er von Lenz mehrfach ungerechte Vorwürfe zu erdulden hatte, berücksichtigte er die rasch wechselnden Wünsche seines bedrängten Autors. Die Briefe mit Boie zeigen, wie es Lenz langsam lernte, für seine Arbeiten ein angemessenes Honorar einzufordern.
  Heinrich Christian Boie (1744-1806)
Heinrich Christian Boie (1744-1806)


Nach Lenzens Ausweisung aus Weimar sind viele der Verlagskontakte abgerissen. Die Schreibkrise und eine damit einhergehende Verschlechterung des Gesundheitszustandes sind Gründe dafür. Dennoch gab es vereinzelte Kontaktversuche etwa zu Wielands "Teutschem Merkur", zu Hartknoch in Riga, zu Bode, zu Bertuch sowie zu dem Leipziger Verleger Breitkopf.


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