"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Eintragung in Goethes Tagebuch am 26.11.1776
Eintragung in Goethes Tagebuch vom 26.11.1776 (nachgezeichnet)

"Lenzens Eseley" heißt der lapidare Eintrag in Goethes Tagebuch unter dem Datum des 26. November 1776, der das Ereignis bezeichnete, das für Lenz so einschneidende Folgen haben sollte. Goethe betrieb konsequent die Ausweisung des Freundes, für Lenz begann erneut die Suche nach dem Halt im Leben, eine Suche, die in der Irre endete.

"Die Eseley, plur. die -en, ein niedriger Ausdruck, Unwissenheit, Ungeschicklichkeit, auch in einzelnen Fällen, grobe Fehler wider die Kunst, welche man vertstehen will, zu bezeichnen," gibt Adelungs Wörterbuch von 1793 Auskunft. Man kann inzwischen von vielen Generationen von Lenz-Forschern sprechen, die versuchten das Geheimnis um den, durch das spätere Verschweigen verrätselten, Vorgang zu entschlüsseln. Zufriedenstellend ist das wohl noch keinem gelungen und es ist nicht die Stelle, der unzähligen Theorien eine neue hinzuzufügen.
 
Von nun an die Sonne in Trauer
Von nun an finster der Tag
Des Himmels Tore verschlossen
Wer tut sie wieder zu öffnen
Wer tut mir den göttlichen Schlag

Hier ausgesperret verloren
Sitzt der Verworfene und weint
Und kennt im Himmel auf Erden
Gehässiger nichts als sich selber
Und ist im Himmel, auf Erden
Sein unversöhnlichster Feind.
Lenz um 1776

J.W. Goethe, Stich von J.G. Saiter, 1773. Lavater: Physiognomische Fragmente.
  Festzuhalten bleibt, daß es ein Vorfall gewesen sein muß, der an Goethes Innerstes rührte und eine Reaktion erforderte und sei es nur um das eigene Gesicht zu wahren. Unwahrscheinlich ist, daß der Vorfall die Familie des Herzogs berührte, da ansonsten dieser später wohl kaum Bereitschaft gezeigt hätte, Schlosser bei der Pflege des kranken Lenz finanziell so großzügig zu unterstützen. Tatsache ist auch, daß zehn Tage vor Lenz' Eseley die Schauspielerin Corona Schröter nach Weimar kam, zu der Goethe ein enges Verhältnis hatte.

Aber es bleibt wohl dabei: "Ich aber werde dunkel seyn."
 
Corona Schröter


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