Ich aber werde dunkel sein. Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792).


Lenz-Portrait aus: Lavater, Physiognomische Fragmente, Bd.3, 1777

Eine Ausstellung von Dr. Ulrich Kaufmann unter Mitarbeit von Kai Agthe.
Für das Internet adaptiert von Thomas Schobert, Redaktion Rowena Bittner.


Die Ausstellung hat 22 Kapitel, zu erreichen über "Kapitel wählen..." oder über die Kapitelnummern am Seitenende.


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Lenz ist ein vortrefflicher Dramatiker. Dieses anrührende Schicksal, seine Unfähigkeit, sich einer Herrschaft anzudienen, hat mich zeitlebens beschäftigt. Weil es eben die Alternative gibt zu einer Goethischen Biographie, eines sehr produktiven und glücklichen Umgangs mit gesellschaftlichen Bedingungen - was Lenz mißlang. Und das sind wirklich zwei deutsche Lebensräume, die einen entsetzlichen Kontrast bilden. Zwei Leute, die Freunde waren und nicht Freunde sein konnten. Und immer, in DDR-Zeiten, war es die Frage, welches Leben führt man? Diese von Goethe vorgezeichnete Beziehung oder daß man die Verhältnisse schneidet und sie höhnisch abweist, mit dem Preis, der dann zu zahlen ist. Natürlich, die Sympathie lag immer bei Lenz und bei Büchner. Das minderte aber nicht die Liebe zu Goethe als einer ganz begreiflichen 'irdischen' Figur. Im Spannungsfeld dieser beiden Pole ist auch das eigene Leben gelebt worden, eben deshalb, weil sowohl Hoffnung zu setzen war in die menschlichen Möglichkeiten einer durchaus nicht fest etablierten Gesellschaft, aber eben auch die Lust empfunden wurde, diese Gesellschaft wegzuwischen, abzutun.
Volker Braun, 1993
  Man versteht nichts von der Literatur, wenn man nur die ganz Großen gelten läßt. Ein Himmel nur mit Sternen erster Größe ist kein Himmel. Man mag bei Lenz nicht finden, was man bei Goethe findet, aber man findet auch bei Goethe nicht was bei Lenz ... Andererseits ist die Unsitte die deutsche Literatur auf Goethe, Schiller und Heine zu reduzieren, nicht einfach mit Zeitmangel zu entschuldigen. Wer nicht mehr über sie weiß, weiß nichts über sie.
Bertolt Brecht, Das Werk kleinerer Genien.
In: Brecht, Schriften zur Literatur und Kunst.


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