"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Lenz schrieb während seines Thüringen-Aufenthaltes 1776 an dem in Straßburg begonnenen "Catharina"-Text weiter. Bevor er im Juni den Weimarer Hof verließ, um sich nach Berka zurückzuziehen, ließ er Goethe wissen, man möge ihm "das Päckgen Catharina von Siena vor allen Dingen u. unaufgemacht" nachsenden. Lenz, der schon in einem frühen Arbeitsstadium davon sprach, daß das Stück "immer für Goethen und seine Schwester" bleibe, zählt sein "Catharina"-Fragment zu jenen "lieben Sachen", die er unbedingt zu Ende führen wollte.

Der Stückeschreiber interessierte sich wenig für Details aus dem Leben der authentischen Catharina von Siena (1347-1380), einer durch Papst Pius II. achtzig Jahre nach ihrem Tode heilig gesprochenen stigmatisierten Dominikanerin.

Der Berliner Regisseur Michael Grüber destillierte aus den vier Entwurfsstufen für die Welturaufführung des Stücks (1992) folgende Geschichte: Angst vor einer konventionellen Heirat treibt die junge Catharina aufs Land, auch um der "liebenden Verfolgung" durch den Vater zu entkommen. Bei dem Kampf gegen die Flammen tut sich ein Mann besonders hervor, den sie schon längere Zeit leidenschaftlich, aber unerfüllt liebt: den ganz für seine Kunst lebenden Maler Rosalbino, welchen Lenz in einigen Entwürfen Correggio nennt. Das Schicksal der jungen Catharina wird gespiegelt durch jenes der Hirtin Aurilla, die zufällig, jedoch genauso vergebens, denselben Mann liebt. In ihrer Einsamkeit, während ihrer blutigen Exerzitien sieht Catharina in dem Bild des Geliebten zunehmend den Heiland...

Friedrich Dumpf, der erste Lenz-Biograph, hielt "Catharina von Siena", "nach ihren Trümmern zu schließen", gar für "die schönste Blüthe des Genius".

Die Handschrift des einzigen Versdramas von Lenz liegt in Kraków.
  Theaterzettel der Uraufführung 1992 in Berlin
Theaterzettel der Uraufführung 1992 in Berlin


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