"Ich aber werde dunkel sein..." Leben und Werk des Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Mit 17 Jahren verläßt Lenz 1768 das Elternhaus, um in Königsberg nach dem Willen des Vaters Theologie zu studieren. Ein Stipendium der Stadt Dorpat macht dies möglich. Nach der Seereise betrat Jakob Lenz damit erstmals deutschen Boden. Die Hafenstadt Königsberg hatte seinerzeit etwa 50.000 Einwohner und war eine Handels- und Industriemetropole.

Über seine Studienzeit wissen wir verhältnismäßig wenig. Lediglich sein Kommilitone Johann Friedrich Reichardt, der sich später als Komponist und Berliner Kapellmeister einen Namen machte, hinterließ einen authentischen Bericht. Aus ihm geht hervor, daß sich Lenz wenig um das Theologiestudium kümmerte. Stattdessen ging er eigenen schriftstellerischen Plänen nach oder besuchte die Vorlesungen Immanuel Kants.

Kant, damals vierundvierzigjährig, las über Moral, Metaphysik, Naturwissenschaft und Anthropologie. Er hatte großen Zulauf - oft bis zu einhundert Studenten. Auf Lenz hat der Aufklärungsphilosph, dessen Hauptwerk "Kritik der reinen Vernunft" erst Jahre später erschien, einen enormen Eindruck gemacht. Von Kant kamen Lektürehinweise (Rousseau, Pope), vor allem aber der Mut, sich aus pietistischer Enge zu befreien.



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[Huldigungsgedicht Teil 1]
[Huldigungsgedicht Teil 2]
[Huldigungsgedicht Teil 3]
Lenzens Huldigungsgedicht auf Kant, welches er im Auftrag "aller studierenden Cur- und Liefländer" verfaßte, wurde dem Lehrer im August 1770, aus Anlaß der Ernennung zum Professor, überreicht. (Abb. Mitte)

Überliefert ist ferner, daß der Student Lenz ständige Saufgelage nicht mochte, sondern eher zurückgezogen las und schrieb. Sein wohl schon in Dorpat geschriebenes Gedicht "in sechs Büchern": "Die Landplagen" erschien in Königsberg als erste selbstständige Buchpublikation. Angeregt durch Hamann setzte schon hier seine Beschäftigung mit Shakespeare ein. In Königsberg erlebt Lenz - um sein Stipendium aufzubessern - für ein halbes Jahr den erniedrigenden Alltag eines Hofmeisters. Nicht zuletzt diese Königsberger Erfahrungen regen ihn zu seinem bekanntesten Drama "Der Hofmeister" an. Die Reise nach Straßburg kam einer Flucht aus der väterlichen Umklammerung gleich.


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