Viele Straßburger Studenten und Intellektuelle sammelten sich um den Aktuarius Johann Daniel Salzmann, der seine Wohnung für geistige Dispute zur Verfügung stellte und die jungen Männer mit viel Güte zu literarischen Aktivitäten anregte. Der Freundeskreis festigte sich zu einer lockeren Vereinigung, die bis 1773 den Namen "Société de Philosophie et de belles Lettres" trug. Schon 1771 wurde Lenz in seiner Abwesenheit zum Ehrenmitglied der "Société" gewählt.
Lenz hat für die Entwicklung seines theologisch-moralischen Denkens von Salzmann wichtige Anstöße bekommen, auch wenn die Meinungsunterschiede zwischen beiden von Jahr zu Jahr zunahmen. Über seinen Förderer lernte Lenz Goethe, Heinrich Leopold Wagner, Jung-Schilling und seinen in der Folgezeit "edelsten" Freund Johann Gottfried Röderer kennen. Unter den Mitgliedern bildeten die Juristen das stärkste Kontingent, danach kamen die Gelehrten mit theologischer bzw. philosophischer Ausbildung, die entweder predigten oder am Straßburger Gymnasium unterrichteten. Die meisten in der "Société" gehaltenen Vorträge bewegten sich im Gleis moralphilosphischer Betrachtungen auf der Basis der aufgeklärten Theologie. Der Epoche angemessen waren die Wege zur Glückseligkeit die zentralen Gegenstände, man diskutierte über Tugend und Laster, Neigungen und Leidenschaften. Hin und wieder wurden auch literarisch-ästhetische Beiträge, wie zum Beispiel Lenz' "Anmerkungen übers Theater" vorgetragen, oder eigene literarische Werke vorgestellt. Lenz' literarisches und philosphisches Engagement stieß in der "Société" auf wenig Resonanz. Nach Goethes Fortgang geriet Lenz in den geistigen Mittelpunkt der "Société". Im Oktober 1775 wurde auf dem lockeren Fundament der "Société" die Straßburger "Deutsche Gesellschaft" gegründet, deren Ziel es war, das Nationalbewußtsein durch die Beförderung der deutschen Sprache zu stärken. Die Vertretung dieses Programms auf französichem Boden war nicht nur eine literarische, sondern auch eine nicht zu übersehende politische Tat. Der zum Sekretär gewählte Lenz dynamisierte nach eigenen Vorstellungen die Arbeit der Gesellschaft. Johann Daniel Salzmann hat sich in das Mitgliederverzeichnis des Vereins nicht eingetragen. Er blieb ein passiver und vermutlich skeptischer Beobachter des neuen Aufschwungs. Lenz bemühte sich in den Sitzungen vor allem um literaische Besprechungen. Er vergrößerte die Mitgliedschaft über die lokalen Grenzen hinaus, nahm auch korrespondierende Mitglieder wie Johann Caspar Lavater und Georg Schlosser auf. Die Gesellschaft fand gute Verbindugen zur Straßburger deutschsprachigen Zeitschrift "Der Bürgerfreund", in der sie viele Beiträge veröffentlichte. Der Widerstand der lokalen Zensur und der beschränkte Wirkungsraum entmutigte Lenz immer mehr, worauf er stärker nach Auswegen aus der provinziellen Enge suchte. Als er im März 1776 Straßburg verließ, hofften die Gesellschaftsmitglieder auf seine baldige Rückkehr. |
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